Buch des Monats September 2025:
JENSEITS DER VERBOTE
Seit der Wahl Papst Leo XIV. blicken viele, auch Nichtkatholiken, nach Rom und stellen sich die Frage: Was wird der Neue ändern? Diese Frage betrifft nicht zuletzt die katholische Sexualmoral. Dass diese in den Ländern der nördlichen Halbkugel nur noch für eine immer weiter schwindende Minderheit eine Rolle spielt, ist hinlänglich bekannt.
Auch der Autor dieses Essays, Martin M. Lintner, Seelsorger in Brixen (Südtirol), verschließt keineswegs die Augen vor dieser Tatsache. In seiner Arbeit begegnen ihm immer wieder Frauen und Männer, die sich gerade im Bereich der Sexualität von der katholischen Kirche verletzt, unverstanden, diskriminiert und verurteilt fühlen.
Auch wenn sie deshalb seit langem mit dieser Einrichtung gebrochen haben: Enttäuschung und Wut kommen immer wieder hoch. Und verdienen ernstgenommen zu werden, so Lintner.
Papst Franziskus hat neue Wege aufgezeigt und unumwunden zugegeben, dass die katholische Kirche sich schwer tut, dem Gewissen und dem persönlichen Unterscheidungsvermögen "Raum zu geben." Warum ist das so? Der Autor sucht in der Geschichte nach Erklärungen. Er dreht nicht um den heißen Brei, nennt die Dinge beim Namen und kommt zu dem Schluss, dass Intimität und Sexualität Sprachen der Liebe sind und die Liebe komplex ist, "eigene körperliche und psychische Bedürfnisse ebenso eine Rolle spielen wie die Sehnsucht nach emotionaler Verbundenheit, Beziehung und Gemeinschaft mit der geliebten Person." Wann wird die katholische Kirche den Umbruch von einer Verbotsmoral zu einer christlichen Liebesethik beherzt und vertrauensvoll in Angriff nehmen?
Die Antwort steht nach wie vor aus...