Weltoffen aber nicht beliebig, werteorientiert aber ohne Scheuklappen



Buch des Monats Juni 2025: 

Der Bauernkrieg- Geschichte einer wilden Handlung

 

In den Jahren 1524-1525 erlebte der Großraum, den wir heute als deutschsprachig bezeichnen, eine erste große revolutionäre Bewegung. Beflügelt von Luthers Reformation zerstörten aufgebrachte Bauern 1524 eine Wallfahrtskapelle im Südharz. Aus diesem Gewaltausbruch wurde ein Flächenbrand, der sich über weite Teile Süddeutschlands ausbreitete und zunehmend die Mächtigen, Herrschenden und Reichen ins Visier nahm. Die Liste der von den Bauern angeprangerten Missstände war lang. Einer ihrer Anführer fasste sie wie folgt zusammen: "Die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und Räuberei sind unsere Herren und Fürsten; sie nehmen alle Kreaturen als Eigentum: Die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden muss alles ihres sein. Darüber lassen sie dann Gottes Gebot ausgehen unter die Armen und sprechen: Gott hat geboten, du sollst nicht stehlen; und wenn sich dann einer am Allergeringsten vergreift, so muss er hängen." Sie wollten eine gerechtere Ordnung, und bekämpften die Ausbeutung und politische Willkür nicht nur mit Waffen. Sie suchten Kompromisse, doch fast Alle, auch Luther, ließen sie im Stich und stützten das überkommene System. Über 70.000 Bauern wurden erbarmungslos massakriert, auf der Gegenseite verloren nur Wenige ihr Leben. Sowohl der Nationalsozialismus als der Kommunismus haben sich als Erben des Bauernkriegs dargestellt. Zu Unrecht, denn der Aufstand der sogenannten "kleinen Leute" war, ist und bleibt etwas einmaliges, neuartiges und zukunftsweisendes, das sich allen "anachronistischen Verzerrungen"- so der Autor Gerd Schwerhoff, Professor an der Technischen Universität Dresden- definitiv verschließt.