Buch des Monats Oktober 2025:
BERTHA KRUPP UND IHRE KINDER
In dieser beachtenswerten Biografie erzählt Diana Maria Fritz die Geschichte ihrer Großmutter Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (1886-1957). Und sie tut dies mit sehr viel Herzblut, aber auch in sehr professioneller Weise, hat die gebürtige Argentinierin neben Germanistik doch auch Geschichte studiert. Seit 1990 erforscht sie die große Vergangenheit des weltweit bekannten Krupp-Imperiums, welches Bertha von Krupp als 16jährige erbte.
In Berthas Lebenszeit fielen zwei Weltkriege, das Ende des Kaiserreichs, die große Weltwirtschaftskrise, die Weimarer Republik, das nationalsozialistische "Dritte Reich" und die Geburt der Bundesrepublik Deutschland.
Mit dem Diplomaten Gustav von Bohlen und Halbach (1870-1950) führte sie eine glückliche Ehe und brachte acht Kinder zur Welt, von denen das älteste, Arnold, mit weniger als drei Monaten verstarb und zwei weitere Söhne, Claus und Egbert, im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. Ihrem Mann ließ die Krupp-Erbin stets den Vortritt, obwohl sie es war, die viele Fäden zog. Mit unbeugsamem Willen und Sendungsbewusstsein hielt sie die Familie zusammen, auch als ihr Sohn Alfried sozusagen als Stellvertreter für den schwer kranken Vater Gustav bei den Nürnberger Prozessen 1948 als Kriegsverbrecher zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Zwar wurde er nach drei Jahren begnadigt, aber die Haft hatte ihn tief verbittert. Die Teilnahme am Aufbau und am wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik blieb ihm verwehrt, selbst an der Beisetzung des Vaters hatte er nicht teilnehmen dürfen. Nach seiner Freilassung entfremdete er sich zunehmend von seiner Familie.
So entstand noch zu Berthas Lebzeiten und mit ihrer Unterstützung die Idee, das ganze Unternehmen in eine gemeinnützige Stiftung zu überführen, um die Kontinuität der Firma zu wahren und unabhängig von geeigneten Nachfolgern aus der Familie zu machen, getreu dem Wahlspruch von Berthas Großvater: "Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein."